Am Samstag dem 28.01. begannen die Jusos Marl mit ihrem Winterempfang zum Thema Chancengleichheit in der Bildung und Ausbildung im Ernst-Reuter-Haus ihr politisches Jahr 2012. Besondere Gäste des Abends waren der Bundesvorsitzende der Jusos Sascha Vogt, Bürgermeister Werner Arndt, die erste Beigeordnete der Stadt Marl Dr. Barbara Duka, der Wahlkreisabgeordnete im Bundestag Michael Groß, sowie der Vorsitzende der Jugendausbildungsvertretung des Evonik Gemeinschaftsbetriebes in Marl Dominic Bauchrowitz.
Öffentlich luden die Jusos Marl vor allem Jugendliche dazu ein, aktiv an den beiden Diskussionsrunden Bildung und Ausbildung teilzunehmen und den anwesenden Experten ihre Fragen zu stellen. Zum Erfreuen der Marler Jungsozialisten kamen etwa 60 Interessierte ihrer Einladung nach, darunter sogar 3 junge Menschen aus Bitterfeld, der Partnerstadt Marls.
Michael Groß machte in seinem Grußwort deutlich, dass das Thema Chancengleichheit in der Bildung und Ausbildung angesichts der bundesweit unterdurchschnittlichen Ausbildungschancen im Kreis Recklinghausen sehr richtig für eine offene Diskussionsveranstaltung gewählt sei: Es sei eines der zentralen regionalen Probleme: Denn es könne nicht sein, dass Schülerinnen und Schüler trotz eines guten Schulabschlusses keinen Ausbildungsplatz finden.
Sascha Vogt formulierte das zu erreichende Ziel noch weiter: Bildung müsse eine Zukunftschance für Jung und Alt, gesellschaftliche Emanzipation, bedeuten. Der Bundesvorsitzende selbst sieht bei dieser Aufgabe aufgrund des föderalen Systems eine Mehrdimensionalität der Problemüberwindung; zeitgleich müsse man die richtigen Schritte an verschiedenen Orten gehen, um wirkliche bessere Chancengleichheit zu erzielen. Besonders in der Pflicht sei dabei der Bund: Lediglich darüber zu sprechen mehr Geld in Bildung zu investieren hilft nicht, man müsse es wirklich tun, denn im internationalen Vergleich investiere Deutschland bis zu 30 Milliarden Euro zu wenig in Bildung. Auch das Land sei gefragt, dies allerdings in einem geringeren Maße als Rahmengeber. Nicht zuletzt seien aber die richtige Schulform sowie die Schulstandorte selbst bei der Umsetzung für bessere Bildungschancen von besonderer Bedeutung. Interessiert folgten die Anwesenden den Worten Vogts und sollten nun im weiteren Verlauf selbst aktiv an einer Diskussionsrunde teilnehmen; so nahm dieser gemeinsam mit Dr. Barbara Duka auf dem roten Sofa Platz, sie stellten sich den Fragen und Denkanstößen des Publikums sowie des Moderatorenteams.
So hält es Dr. Babara Duka in erster Linie für wichtig auf kommunaler Ebene ihren Anteil zu diesem Ziel beizutragen, indem man sich auf die vorhandenen Schulen/Schulgebäude konzentriert und diese bestmöglich strukturiert. Schulen sollten in der Zukunft mehr miteinander kooperieren, aufeinander zugehen, auch räumlich. Ferner sieht sie sich mit der Entscheidung der Essensauswahl der Stadt an den Marler Schulen von Experten bestätigt; diese bewerteten das Essensangebot an Marler Schulen auch im Vergleich als besonders gut. Ernährung hat auch eine wichtige Bedeutung, wenn man über Bildung spricht. Eine Stimme aus dem Publikum bemängelt, dass Schülerinnen und Schüler nach ihrem Abschluss oftmals nicht wissen, wie sie ihre Ausbildung fortfahren, dies aber eigentlich zu wissen haben. Vogt teilt diese Kritik und mahnt, dass junge Menschen im besten Fall mit 21 Jahren fit für den Arbeitsmarkt gesehen werden sollen. Eine Fehlentscheidung entwickle sich oftmals zu einem Drama, das dürfe nicht sein; denn auch die Lebenserfahrung als solche sei von wichtiger Bedeutung. Was die Berufsberatung angeht,, so Vogt so haben die Gymnasien einen besonderen Nachholbedarf. Die erste Beigeordnete der Stadt kann die Kritik aus dem Publikum nachvollziehen: Praxisbezug sei unumstritten wichtig, so sollte frühere Berufsberatungen ein Ziel sein, sodass Schülerinnen und Schüler sich bereits frühzeitig orientieren und für sich selbst wissen, wo ihre Stärken und Schwäche liegen; ein zweites Schulpraktikum sei dabei durchaus diskutabel. Sachlich geht das Frage-Antwort-Spiel weiter, bis der Moderator die kreative Schlussfrage stellt: Was würden Sie an einem Tag als Bundesarbeitsminister /in verändern? Dr. Babara Duka weiß fest entschlossen, sie würde mehr Mittel für die vorschulische Bildung zu Verfügung stellen, sodass die Kommunen ihre U3-Plätze zeitnah ausbauen könnten. Denn bereits in der früheren Kindheit begännen Ungleichheiten der Kinder, Defizite die sich teilweise durch die gesamte Schullaufbahn eines Kindes erstrecken können. Sascha Vogt ist sich seiner Antwort ebenso sicher: Er würde ein Bundesweiterbildungsgesetz beschließen lassen.
Rollentausch. Der großen Diskussion der Bildung folgt nun die über die Ausbildung. Nun nehmen Bürgermeister Werner Arndt sowie Dominic Baurowitz von der JAV auf dem roten Sofa Platz. Zu Beginn stellte Dominic Bauchrowitz die Aufgaben der Jugendausbildungsvertretung dar: Ähnlich wie eine Schülervertretung mit mehr Rechten und Pflichten ist es ihre Aufgabe gemeinsam mit dem Betriebsrat und Gewerkschaften für bessere Ausbildungsmöglichkeiten und den Schutz dieser zu sorgen. Gesprochen wird im Folgenden über die Generation befristet; neben den ohnehin wenigen Ausbildungsplätzen ein besonderes Problem der heutigen Jugend. Das Publikum ist kritisch und fragt nach, wie denn die Situation diesbezüglich in der Stadt aussähe. Bürgermeister Werner Arndt weist daraufhin, dass die Stadt aufgrund von finanziellen Richtlinien derzeit nur für den eigenen Bedarf ausbilden darf. Schließe ein Auszubildender mit sehr gut bis gut ab, so wird dieser unbefristet übernommen. Bedrückend stimmt alle Anwesenden, die Schließung der Zeche, mit welcher eine Vielzahl von Ausbildungsplätzen möglicherweise verloren gehen könnte. Doch Arndt verspricht, dass er mit weiteren Kollegen der Politik hinterher ist, die Ausbildungswerkstatt dennoch zu erhalten; möglicherweise überbetrieblich. Zumindest kann Dominic Baurowitz von einem Teilerfolg sprechen: Als JAV habe man es mitunter geschafft, dass die Hälfte aller Auszubildenden bei Evonik unbefristet übernommen werden.
Nach der Diskussion folgt ein 5 Minuten langer Film, der einen Querschnitt der Arbeit der Marler Jusos in den letzten 2 Jahren darstellt. Im Anschluss des Programms folgt bei angenehmer Musik, Süppchen und Getränk ein nettes Beisammensein. In persönlichen Gesprächen werden Ideen weitergedacht, Möglichkeiten entwickelt, um im Kleinen einen Beitrag dazu zu leisten, im Großen die Chancengleichheit zu verbessern. Der Pressesprecher der Marler Jusos Arvid Weber wertet die Veranstaltung und deren Verlauf als Erfolg: Veranstaltungen wie diese sind es unter anderem, die uns in unserer Motivation stärken, uns zeigen, dass unsere Forderungen mehr als nur berechtigt sind. Chancenungleichheiten müssen überwunden werden; gerade wir als Jugendliche haben die Pflicht und Verantwortung diese Missstände immer wieder deutlich aufzuzeigen.
Winterempfang ein voller Erfolg
Winterempfang der Marler Jusos